Die Rietburg
Auf einer 528 Meter hohen Felsennase steht die Rietburg.
Sie wurde zwischen 1200 und 1204 von den Herren von Riet erbaut.
die Burg war einst Sitz adeliger Herren und tapferer Ritter.
Sagen ranken sich um das alte Gemäuer.
Und wer das besichtigen will, … steigt einfach in die Bahn,
die erste Pfälzische Sesselbahn wurde 1954 in Betrieb genommen
und hat seitdem mehr als acht Millionen Besucher befördert.
Es gibt Ausflugsziele, die bieten einfach mehr als nur Sonne, Sand und
Meer. Zu den Regionen, die wirklich mehr zu bieten haben, gehört ohne Zweifel der Pfälzer Wald und angrenzend an ihn natürlich die Südliche Weinstraße.
Mittendrin in diesem Ausflugsparadies liegt und Edenkoben mit der Villa
Ludwigshöhe und
der 1. Pfälzischen Sesselbahn. Das Städtchen ist für seine Villa Ludwigshöhe und
die darin untergebrachte Max-Slevogt-Galerie bekannt. Ludwig I. erbaute von 1846 bis 1852 die Villa im deutschen
Landesteil mit dem mildesten Klima ganz im italienischen Stil.
Nur wenige Meter von der Villa entfernt nahm am 31. Juli 1954 die 1. Pfälzische Sesselbahn ihren Betrieb auf.
Zu dieser verrückten Idee, von Schloss Ludwigshöhe zur am höchsten gelegenen Burg am Haardtrand,
der Rietburg (528 Meter), eine Sesselbahn zu bauen, kamen die beiden Edenkobener Bürger Hermann Alles
und Dr. Ludwig Urschbach. Die Rietburgbahn befördert von Ostern bis Allerheiligen auf einer Strecke von
560 Metern Länge und über einen Höhenunterschied von 220 Metern in 53 Doppel-sesseln bis zu 1.100
Personen pro Stunde. Seit ihrer Inbetriebnahme vor 50 Jahren hat die Bahn mehr als acht Millionen Fahrgäste
zur „Rietburg über Rhodt“ gebracht.
Wo der Ritter hauste
So malerisch und idyllisch der Anblick der Burg heute sein
mag, um die Rietburg ranken sich traurige Geschichten. Eine
Geschichte berichtet vom Raub eines schönen Mädchens: „Auf der Rietburg hauste einst ein übler Ritter, der einem reichen Herren der Nachbarschaft die Tochter raubte. Der vor Kummer krank gewordene Herr bot dem Räuber ein hohes Lösegeld für die Freigabe der geliebten Tochter. Der Raubgesell willigte in den Tausch ein und er versprach die Herausgabe des Mädchens. Der alte, traurige Mann selbst brachte das Lösegeld zur Burg, um das geliebte Kind sogleich umarmen zu können. Doch als der Fiesling das Lösegeld erhalten hatte und ermahnt wurde, die Tochter freizugeben, rief er diabolisch lachend: „Haaa, ich halte Wort!“, und stürzte die herbeigeholte Jungfrau von den hohen Mauern herab vor die Füße ihres alten Vaters. Der wurde auf der Stelle ohnmächtig und brach auf seinem zerschmetterten Kind zusammen. Doch der Raubmord blieb nicht ohne Strafe. Seit seinem Tod muss der Schurke auf Erden weilen und flackert seither aus Flämmchen in den Trümmern seiner Burg.
Die Rietburg wurde in den Jahren 1200 bis 1204 durch das Adelsgeschlecht
der Herren von Riet auf einer Felsnase in 528 Metern Höhe erbaut. Die Erbauer blieben nur bis 1255 Besitzer der Burg. Doch das adlige Rittergeschlecht der Herren von Riet wurde bereits 1149 in einer Urkunde des Klosters Eußerthal erwähnt. Ursprünglich stammten die Herren aus der Gegend von Speyer und Germersheim und waren Lehnsträger der nordelsässischen Weissenburger Benediktinerabteil. Westlich von Offenbach besaßen sie einige Ländereien. 1184 ehelichte ein Ritter Konrad von Riet das Fräulein Adelheid, eine geborene Eberhard mit der er sechs Söhne hatte. Als Konrad um 1195 die Güter zu Altheim und Offenbach an das Kloster Hördt verlieh, kam es zu einem Streit zwischen den Parteien. König Otto IV vermittelte 1212 zwischen den Parteien.
Konrad baut die Burg
Der erstgeborene Sohn des Ritters und des Fräuleins Adelheid, ebenso Konrad genannt,
war der Erbauer der Burg zwischen 1200 und 1204. Hermann, Ritter von Rietburg, war ein Vasall
der Staufer und man sagt ihm nach, ein übler Raubritter gewesen zu sein.
1255 verbrachte der junge deutsche König Wilhelm von Holland mit seiner Gemahlin Elisabeth
von Braunschweig, einer geborenen Welfin, einige Zeit in Worms. Die Welfin begab sich auf den Weg
von Worms zum Trifels, der nach dem Niedergang des Stauferreiches an ihren Gemahl König Wilhelm,
einem Gegner der Hohenstaufen, gefallen war.
Hermann von Rietburg, ein Neffe Konrads I. von Rietburg
war weiterhin treuer Staufervasall, lauerte der Reise-gesellschaft
an der Leiselbrücke bei Edesheim
auf und setzte die Königin mit ihrer Begleitung auf der Rietburg in Gefangenschaft.
Diese Nachricht versetzte den König in Angst.
Zu Hilfe kamen der Graf Friedrich II. von Leiningen, Philipp von Falkenstein,
Philipp von Hohenfels, Werner von Bolanden und Bürger der Städte Worms, Oppenheim und Mainz
(sowie der Bruder der Königin, Herzog Ludwig von Bayern). Gemeinsam erzwangen sie am 4. Dezember
1255 die Herausgabe der Gefangenen. Ritter Hermann, der Königinnenräuber, blieb während des Scharmützels
unverletzt, doch erfuhr er Vertreibung und Verlust seiner Güter. Dieses Ereignis und wahrscheinlich
noch einige mehr brandmarkte die Ritter von der Rietburg als Raubritter und Wegelagerer.
Dieser Raubritterstreich hätte ihm normalerweise den Tod durch den Henker beschert.
Doch er war treuer Anhänger der Staufer und gab die Königin und ihre Begleiter unverletzt frei,
und das rettete ihm schließlich Kopf und Kragen.
Die Burg ist verloren
Die Rietburg war verloren, aber es blieben ihm die Güter Altheim und Offenbach. Schon im Februar 1256 veräußerte er die beiden Güter für 700 Pfund Heller an das Kloster Eußerthal. Otto III von Ochsenstein, ein Verwandter König Rudolfs von Habsburg bekam die Rietburg, der sie seiner Tochter 1291 anlässlich ihrer Vermählung mit Joffried von Leiningen überließ. In den Jahren danach wechselten häufig die Besitzer. Die Burg wurde Handelsobjekt der Bischöfe von Speyer. Im weiteren Gerangel um Geld und Burg bestätigte Kaiser Karl IV. die Besitzungen des Speyerer Hochstifts, darunter auch die Rietburg. doch der Erhalt solcher Anlagen verschlang große Summen, die auch das Domkapitel nicht aufbringen konnte und somit zerfiel die Feste immer mehr.
Das Spiel ging die beiden folgenden Jahrhunderte weiter. Ständig wechselten die Burggrafen unter den verschiedensten Speyerer Bischöfen. Bis dahin war die Burg auch noch bewohnbar, doch während der Kämpfe zwischen Kurfürst Friedrich I von der Pfalz und Herzog Ludwig dem Schwarzen von Zweibrücken erlitt sie schweren Schaden.
Der Graf von Leiningen eroberte die Rietburg am Mittwoch nach Martini
1460. Der Eroberer staunte über die Vorräte an Lebensmitteln und die große Summe Geld, die in der Burg gefunden wurde. Wie sich herausstellte, gehörte dies alles armen Leuten, die im Burginnern ihr Hab und Gut in Sicherheit wägten. die Einwohner von Neustadt und anderen bischöflichen Ortschaften zogen zur Rietburg und verlangten die Herausgabe des Eigentums. Nach einigem Hin und Her zogen die Grafen von Leiningen zwar ihre Söldner ab, doch die hinterließen eine leere Burg.
Im Bauernkrieg 1525 blieb die Burg vor den Verwüstungen der Aufständischen verschont, aber der Dreißigjährige Krieg (1618 – 48) machte der Rietburg den Garaus. Ein Wiederaufbau der Burg wurde unterlassen, doch bei Grabungsarbeiten fand man 1872 einen Schatz, bestehend aus 580 Gold- und Silbermünzen aus dem 16. Jahrhundert.
1925 führte die Gemeinde Rhodt umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an der Rietburg durch, um den weiteren Zerfall aufzuhalten 1931 errichtete der Pfälzer Waldverein eine Hütte in den Ruinen der Burg. Zu der Zeit schafften die Mitglieder des Vereins alles, was zur Bewirtung der Wandersleute in 528 Metern Höhe benötigt wurde noch mit Rucksäcken hinauf. Erst 1955 wurde die Burggaststätte gebaut. Seit 1991 kümmert sich der Rietburg Förderverein um den Erhalt der Anlage.
Edenkoben bzw. Rhodt liegen ca. 10 Kilometer nördlich von Landau an der sonnenverwöhnten Südlichen Weinstraße. Zur Rietburg kommt man bequem mit der Rietburgbahn.
Wandersleute benötigen etwa 60 Minuten für den Fußmarsch zur Burg. Oben entschädigt ein Burgrestaurant mit Pfälzer Spezialitäten für die "Strapazen“ In Edenkoben gibt es das Museum für Weinbau und Stadtgeschichte, das so einiges über Land und Leute zu erzählen weiß.
(Auszug aus einem Zeitungsbericht in der Saarbrücker Zeitung vom 27.06.04 von Michael Schmitt)
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